„Rheinwiesen“, 1973, Gemälde von Pierre Boffin (Verschollene Generation)

Pierre BOFFIN (1907-1991)

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Pierre Boffin, der unter dem Künstlernamen Hugo Joseph Winz geboren wurde, erblickte am 30. November 1907 in Aachen das Licht der Welt und verstarb 1992 in Voerde. Er war ein talentierter deutsch-französischer Maler, der für seinen Beitrag zum Expressiven Realismus bekannt ist. Aufgrund des Arbeitsverbots während der 1940er Jahre gehört er zur Gruppe der “Verschollenen Generation”.

 

Pierre Boffin entstammte einer vielseitigen kulturellen Herkunft, mit einer Mutter aus dem französischen Verviers und einem Vater aus dem Schwarzwald. Unter dem Künstlernamen Pierre Boffin etablierte er sich in der Kunstwelt. Die Zeit des Nationalsozialismus brachte für Boffin und viele seiner Kollegen eine künstlerische Blockade mit sich. Während des Zweiten Weltkriegs geriet er in französische Kriegsgefangenschaft in Attichy, wo er eine enge Freundschaft mit dem Maler August Phillip Henneberger schloss. Im Jahr 1943 veröffentlichte er seine Erzählung “Der Schmied vom Ulex”. Nach dem Krieg engagierten ihn die Amerikaner als Herausgeber einer Zeitschrift für Kriegsgefangene. In dieser Zeit trat er auch als Autor und Redakteur in Erscheinung.

 

Boffin lebte über einen langen Zeitraum in Belgien, Frankreich und den Niederlanden und widmete sich intensiv der Malerei. Anfänglich war er ein Autodidakt, bevor er sich unter der Anleitung von Antoni Clavé in Paris weiterentwickelte. Er studierte an der École nationale supérieure des arts décoratifs de Paris, einer Institution, an der auch namhafte Künstler wie Fernand Léger und Leon Dabo lehrten. Boffin verbrachte einige Jahre in Paris, bevor er seine Ausbildung beim niederländischen Maler Henry ten Holt fortsetzte und dessen Malklasse in Bergen besuchte. In dieser Zeit vertiefte er seine Fähigkeiten im Umgang mit Farben und Farbpaletten. Der Schriftsteller Theodor Seidenfaden erwähnte in seiner Würdigung von Boffin die gemeinsame Arbeit in Altea.

 

Seine erste Ausstellung fand im Jahr 1947 in Paris im Salon des Indépendants statt und erregte mit seinem expressiven Realismus Aufsehen. In den Jahren von 1952 bis 1970 folgten weitere Ausstellungen in Paris, darunter in der Société Nationale des Beaux Arts, der Exposition Decouvrir, dem Salon “Artiste Francais” und dem Salon Teeres Latines. In dieser Zeit wurde er von Galerien wie der Galerie Main im Montparnasse, der Galerie Marseilles in Paris und der Galerie Foyer des Artistes vertreten. Anschließend verbrachte er drei Jahre an der Kunstschule Düsseldorf und erweiterte seine Expertise in Malerei, freier Grafik und Bühnenbild unter der Anleitung von Rolf Sackenheim. In dieser Phase intensivierte Boffin seine Bemühungen im Bereich der Grafik und Druckgrafik. Zudem nahm er Kunstgeschichtskurse bei Professor Heinrich Theissing.

 

In London wurden seine Werke gemeinsam mit denen von Heyssial und Georges Delplanque präsentiert. Viele seiner Kunstwerke fanden einen Platz in privaten Sammlungen und sicherten seinen Lebensunterhalt. In den 1970er Jahren verlagerte Boffin seinen Schaffensschwerpunkt verstärkt nach Deutschland. Seine Werke wurden in internationalen Ausstellungen wie der Kunstausstellung in Kirn, der “Villa Engelhard” in Düsseldorf sowie bei Filmfestivals in Genf und Straßburg bis in die späten 1980er Jahre gezeigt.

 

Seine grafischen Werke wurden von der Galerie Moderne II in Brüssel vertreten, während seine Gemälde in der Galerie Schöppe in München und der Galerie Campo in Antwerpen zu bewundern waren. Selbst im hohen Alter von 80 Jahren organisierte Boffin eine Werkpräsentation für Russland, die 1988 in Vilnius, Litauen, stattfand und große Beachtung fand.

 

Bis zu seinem Tod im Jahr 1992 lebte Pierre Boffin in Voerde am Niederrhein, wo sich auch sein Atelier in der Bahnhofstraße 153 befand.

 

Boffin widmete sich in seinen frühen Arbeiten hauptsächlich der Landschaftsmalerei. Das Einfangen der Atmosphäre einer Landschaft und die Interpretation des spannungsgeladenen Moments eines Ortes und Lichts waren wiederkehrende Themen in seinem Schaffen. Dennoch lag sein Hauptaugenmerk auf der Darstellung des Menschen, bei der er das Zusammenspiel zwischen inneren Emotionen und äußerer Erscheinung betonte. Seine Figuren waren niemals auf idealisierte Schönheit reduziert; vielmehr porträtierte Boffin seine Charaktere mit großer Neugier und Direktheit. Dabei zeichnete er sich durch eine expressive, kraftvolle und meisterlich komponierte Farbpalette aus.

 

Seine Werke mit erotischen Motiven spiegelten eine sinnliche Betrachtung wider, die sich oft mit tieferer Symbolik und Bedeutung der Sexualität verband. Im Spätwerk zeigten sich auch radikale Auseinandersetzungen mit aktuellen politischen Ereignissen, die er direkt und fordernd auf die Leinwand brachte.

 

Boffin nutzte außerdem das Medium des Holz- und Linolschnitts. Am Kunstmarkt sind hauptsächlich wenige, kleinformatige Aquarelle bekannt. Die meisten Werke von Boffin befinden sich in Privatbesitz. Der gesamte künstlerische Nachlass von Boffin, darunter Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Grafiken, sowie Dokumentationen seiner Ausstellungen und Originale seiner Gedichte und Widmungen seines Freundeskreises, werden vom KunstKontor in Wiesbaden verwaltet.

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