Josef Goller

Josef Goller (* 25. Januar 1868 in Dachau; † 29. Mai 1947 in Obermenzing) war ein deutscher Glasmaler und Grafiker. Nach einer Lehre als Glasmaler an der Mayer’schen Hofkunstanstalt besuchte Goller Abendkurse an der Kunstgewerbeschule München. Von 1887 bis 1890 arbeitete er in einer Kunstglaserei in Zittau, bevor er die künstlerische Leitung der Anstalt für Glasmalerei von Bruno Urban in Dresden (später Urban & Goller) übernahm. Dort realisierten sie Entwürfe bekannter Maler, unter anderem Kirchenfenster in der Michaeliskirche in Leipzig von Ludwig Otto sowie ein Kirchenfenster in der Trebsener Stadtkirche im Auftrag einer Stiftung der Familie Anton Wiede.

Goller gilt als wichtiger Vertreter des Jugendstils und war spezialisiert auf die Bemalung von amerikanischen Opaleszenz-Gläsern. In Sachsen schuf er zahlreiche Glasmalereien für Fenster in Rathäusern, Schulen, Kirchen und Bahnhöfen, darunter den Empfangsraum des Leipziger Hauptbahnhofs und vier Fenster für den Standesamtsaal des Nürnberger Rathauses sowie Arbeiten im Radebeuler Rathaus.

In und um Dresden entstanden viele seiner Kirchenarbeiten, darunter die Garnisonkirche St. Martin, die Marienkirche Cotta und die Lutherkirche Radebeul sowie für die Synagoge Görlitz. Zu seinen bedeutendsten Werken zählen die Fenster des inzwischen zerstörten Kaiserpalastes, Glasfenster mit Tierkreiszeichen in der Schule Loschwitz und die farbliche Neugestaltung des Foyers der Semper-Oper von 1912. Auch für den Zoo Dresden und im Neuen Rathaus führte er Aufträge aus. Ein Mosaik mit der Darstellung „Christus, Weg, Wahrheit und Leben“ am Eingangsportal der Bischofswerdaer Christuskirche schuf Goller 1907 zusammen mit Villeroy & Boch.

In Chemnitz sind Schwarz-Gold-Fassungen für den Ratskeller, ein Bacchus-Gemälde in der Ratsherrentrinkstube sowie Werke in der Mittelschule Chemnitz-Siegmar und der Kirche Chemnitz-Euba erhalten. Zwölf historische Bilder in Wappenform mit floralen und kulinarischen Motiven wurden 2005 im Neuen Rathaus Chemnitz wieder eingesetzt. In der Bibliothek des Schlosses Waldenburg gestaltete er das Deckenoberlicht. Die Wandmalereien und Mosaikbilder in der Crimmitschauer Johanniskirche sind nicht mehr erhalten.

Als Grafiker war die Lithografie sein Spezialgebiet. Goller pflegte enge Beziehungen zu den Buchkünstlern Peter Behrens und Johann Vincenz Cissarz. Seine karikaturistischen Plakate, die heute unter anderem im Kunstgewerbemuseum in Prag zu finden sind, erinnern in ihrer Gestaltung an Edmund Edel. In seinen späten Jahren war er wiederholt mit Ölgemälden auf Dresdner Kunstausstellungen in der Kunsthalle im Lipsius-Bau an der Brühlschen Terrasse vertreten.

Goller nahm 1905 am Preisausschreiben für Reklameentwürfe von Ludwig Stollwerck und Otto Henkell teil. Sein Entwurf wurde von den Preisrichtern zum Ankauf für 200 Mark empfohlen. An der Kunstgewerbeschule Dresden leitete er von 1906 bis 1928, ab 1909 als Professor, die Klasse für Glasmalerei, wo Otto Griebel und Oskar Fritz Beier zu seinen bekanntesten Schülern zählten. Später wandte er sich verstärkt der Buchkunst und Plakatgestaltung zu; zu seinen Schülern gehörte unter anderem Kurt Fiedler.

Goller war Mitglied im Deutschen Werkbund und gehörte der Künstlergruppe „Die Elbier“ an, für die er das Wahrzeichen, ein Schiff auf bewegten Wogen, geschaffen hatte. Arno Drescher, später Professor und Direktor der Staatlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe Leipzig, war sein Schwiegersohn.

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