Gottfried Tritten

Gottfried Tritten, aufgewachsen im Berner Oberland, besuchte von 1939 bis 1943 das Gymnasium in Burgdorf. Anschliessend studierte er von 1943 bis 1948 an der Kunstgewerbeschule Basel bei Georg Schmidt und Walter Bodmer, wo er das Zeichenlehrer-Diplom erwarb. Von 1948 bis 1951 setzte er sein Studium an den Universitäten Basel und Bern fort und spezialisierte sich auf Kunstgeschichte, Philosophie und Psychologie.

Während seines Lehramtsstudiums an der Pädagogischen Hochschule Thun von 1950 bis 1970 begann er seine künstlerische Entwicklung, die stark von der Entdeckung der Landschaft und von Reisen ins Ausland geprägt war. Drei Reisen nach Marokko zwischen 1951 und 1957 und eine Reise nach Griechenland im Jahr 1959 waren besonders wichtig.

1955 zog er nach Oberhofen am Thunersee und veröffentlichte 1958 seine erste kunstpädagogische Publikation. Seine ersten Ausstellungen im Ausland fanden ab 1967 statt, unter anderem in Paris, Brest und Lyon, gefolgt von Lissabon und verschiedenen Städten in den USA im Jahr 1970, dem Jahr, in dem er auch Mark Tobey kennenlernte.

Im Jahr 1968 verbrachte er einen Kunstlehraufenthalt in den USA und Kanada, wo er wichtige Künstler der Aktionsmalerei und der Pop Art wie Richard Diebenkorn und Andy Warhol kennenlernte. Von 1968 bis 1984 unterrichtete er am Center de Formation du Corps enseignant secondaire an der Universität Bern.

1974 fand eine Retrospektive seiner Werke im Kunstmuseum Thun statt, 1977 zog er nach Grimisuat im Wallis.

In den Jahren 1992 und 1993 fand eine weitere Retrospektive seiner Werke im Kunstmuseum Helsinki statt. Weitere Einzelausstellungen fanden 1987 im Musée cantonal des Beaux-Arts in Sitten, 2003 in der Fondation Louis Moret in Martigny und 2009 in der Fondation Gianadda in Martigny statt.

Tritten engagierte sich zeitlebens für die Förderung der zeitgenössischen Kunst und gründete 1957 den Club 57 und 1985 Biz’Art. Seine Leistungen wurden mit verschiedenen Stipendien und Kulturpreisen gewürdigt, darunter 1953 das Eidgenössische Stipendium für angewandte Kunst und 1986 der Thuner Kulturpreis. Im Jahr 1985 wurde ihm zudem die Ehrendoktorwürde der Universität Bern verliehen.

Gottfried Tritten gilt als einer der angesehensten Schweizer Pioniere der Kunstvermittlung und -pädagogik, der in seinem Leben zwei wichtige Phasen durchlief: Pädagogik und Malerei. In seinem Frühwerk dominiert das Thema der Beziehung des Menschen zur Landschaft. Er begann mit figurativen Gemälden mit starken Bewegungselementen, wie Landschaften, Tiere und Figuren. Von 1954 bis 1957 wandte er sich kurzzeitig der geometrischen Abstraktion zu. Von 1958 bis 1967 erfolgte unter dem Einfluss des Abstrakten Expressionismus ein allmählicher Übergang zur gestischen, lyrischen Abstraktion mit einem hohen Maß an gestalterischer Freiheit, wie in seinem Werk „Aegina“ von 1965.

Tritten erforscht die räumliche Wirkung von Linien und Farben, zunächst in Schwarz-Weiß, später in monochromen Bildern. Ab 1969 begann er, austauschbare Elemente in seine Gemälde und Reliefs zu integrieren, was ihm neue Sichtweisen eröffnete. Es entstehen Bildzyklen wie „Geburt der Venus“ von 1973 bis 1978 und „Berg – Mensch – Gemälde“ von 1977 bis 1986. Ab den 1970er Jahren konfrontierte er die freie rhythmische Gestaltung mit geometrischen Elementen und erreichte so eine Synthese der bildnerischen Mittel, darunter Malerei, Collage, Decollage, Zeichnung und vor allem Schrift, wie in seinem Zyklus „Der blaue Berg. Hommage an Hölderlin“ von 1978 bis 1982.

In späteren Jahren wendet sich Tritten auch anderen Techniken zu, wie Spiegelreliefs, Installationen und Glasmalerei. In den 1990er Jahren setzte er sich in Werkserien intensiv mit dem Wesen von Zeichen und einzelnen Farben auseinander. Seine tiefgreifende, von der taoistischen Philosophie beeinflusste Weltsicht drückte er in Werken wie „Stillstand und Bewegung. Hommage an das Tao“ von 1991 bis 1992 und ‚Hommage au Bleu‘ von 1994.

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