Lesende Dame, Zeichnung von Josef Benedikt Engl 1892

Josef Benedikt Engl (1867-1907)

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Josef Benedikt Engl: Ein Blick auf das Münchner Lokalkolorit

Josef Benedikt Engl wurde 1867 in Schallmoos bei Salzburg geboren und verbrachte seine prägenden Jahre in der kulturellen Kulisse Münchens. Nach seiner schulischen Ausbildung begann er eine Lehre als Lithograf und vertiefte sein Handwerk in einer Lithografie-Anstalt, wo er die Feinheiten des grafischen Designs erlernte.

Sein künstlerisches Talent führte ihn 1885 zur Aufnahmeprüfung an der Kunstgewerbeschule, wo er sich in einem dreijährigen Studium weiterentwickelte. Während dieser Zeit entstanden Werke wie Reklamezeichnungen und Entwürfe für “Kaffeebilder”. Nach seinem Studium fand er Anstellung als Modelleur bei der renommierten “Kunstanstalt Schacherl”, die sich auf die Herstellung von Reiseandenken aus Gips spezialisiert hatte.

1888 begann Engl seine Karriere als Mitarbeiter des Witzblattes “Radfahr-Humor” und des “Süddeutschen Postillon”. Seine Zeichnungen wurden erstmals 1894 in den “Fliegenden Blättern” veröffentlicht, was den Beginn einer langen und erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem “Simplicissimus” im Jahr 1896 markierte.

In seinen Werken porträtierte Engl das Alltagsleben in München, von den skurrilen Figuren der Vorstadt bis hin zu den Stammgästen der Hofbräuhäuser. Seine Zeichnungen spiegelten die Vielfalt des bayerischen Lebens wider, angefangen bei den Landpfarrern bis hin zum bayerischen Militär und Adel. Als einziger Münchner unter den Zeichnern des “Simplicissimus” verlieh er der Zeitschrift ein unverkennbares Lokalkolorit.

Engls Kunst zeichnete sich durch die geschickte Verbindung von Sozialkritik und Humor aus, wobei der humorvolle Aspekt stets überwog. In den frühen Jahren seiner Karriere zeigte er auch eine deutliche politische Haltung und warnte vor den Folgen von Krieg und Revolution, die er mit Chaos und Anarchie gleichsetzte.

Als einer der wenigen Mitarbeiter des “Simplicissimus”, die ihre eigenen Texte verfassten, schuf Engl eine unmittelbare Verbindung zwischen Wort und Bild, wodurch sich beide Elemente gegenseitig ergänzten und verstärkten. Seine Techniken reichten von der Kohlezeichnung bis hin zur Feder und Tusche, wodurch er eine beeindruckende Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten eröffnete.

Maße

46×32,5 cm, 41,5×30 cm

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