Meerblick bei Mondschein, 1982, Kohlezeichnung, signiert Alfon Bayrle

Alfons "Alf" Bayrle (1900-1982)

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Alfon “Alf” Bayrle (auch Alf Singer-Bayrle) wurde am 15. Dezember 1900 in Biberach an der Riß geboren und verstarb am 11. September 1982 in Rotthalmünster. Er war ein deutscher Künstler der Moderne.

 

Nach seinem Wehrdienst und seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg absolvierte Bayrle von 1918 bis 1922 ein Kunststudium in Stuttgart. Dort waren seine Lehrer Adolf Hölzel, Robert Poetzelberger, Gottfried Graf, Arnold Waldschmidt, Heinrich Körner und Friedrich Schneidler. In dieser Zeit begann seine Freundschaft mit Willi Baumeister und Oskar Schlemmer, doch seine Teilnahme am Triadischen Ballett von Schlemmer erfolgte erst 1932 in Paris.

 

1922 zog er nach München und setzte sein Studium bis 1925 fort. In München studierte er bei Franz von Stuck an der Akademie und an der Hans Hofmann Schule für bildende Kunst sowie an der Universität bei Heinrich Wölfflin. Während seiner Studienjahre in München schrieb er 1923 und 1924 als Student über das mangelnde Verständnis für moderne Kunst.

 

1926 zog er nach Paris, wo er sich als Maler niederließ und die Académie de la Grande Chaumière besuchte. Er hatte Kontakte zu bekannten Persönlichkeiten wie Colette, André Derain, Rene Jurdain, Paul Poiret und Maurice Ravel. Bayrle teilte Atelierräume mit Rene Jurdain von 1928 bis 1934 und verbrachte zudem mehrere Monate in St. Tropez bei Madame Aude. Während seiner Zeit in Paris hatte er Kontakt zu prominenten Künstlern wie Giorgio de Chirico, Jean Cocteau, Le Corbusier, Raoul Dufy, Aristide Maillol, Henri Matisse und Pablo Picasso.

 

1934 erhielt er ein Angebot von Leo Frobenius, nach Deutschland zurückzukehren und ihn als wissenschaftlichen und künstlerischen Mitarbeiter des Instituts auf Expeditionen nach Afrika zu begleiten. Er veröffentlichte ein Buch über Südabessinien mit 40 Tafeln in Kupfertiefdruck. In Äthiopien erwarb er eine Ikone mit dem Titel “Der Heilige Georg, der Drachentöter, rettet die Jungfrau Birutawit,” die er später der Religionskundlichen Sammlung der Universität Marburg schenkte. Es folgten weitere Expeditionen nach Südfrankreich, Spanien, Libyen und Äthiopien.

 

1937 zog er mit seiner Ehefrau, der promovierten Kunsthistorikerin Elisabeth Bayrle, geborene Weiss, nach Berlin, wo sein Sohn Thomas Bayrle geboren wurde. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er 1939 zum Kriegsdienst eingezogen und geriet in Gefangenschaft. Seine Familie wurde 1940 nach Oberndorf bei Gelnhausen evakuiert. Bei Bombenangriffen in den Jahren 1943 und 1944 wurde ein Großteil seines bisherigen Werks zerstört. Bayrle lebte mit seiner Familie bis 1953 in Oberndorf und hatte seit 1948 sein Atelier in Frankfurt. Dort war er Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler Frankfurt am Main und arbeitete neben seiner künstlerischen Tätigkeit auch an Aufträgen für Kulissen und Dekorationen. Er unterrichtete als Berufsschullehrer an der Gutenbergschule und hatte sein Atelier im selben Haus wie Adam Seide am Röderbergweg Nr. 64. 1966 eröffnete Bayrle ein zweites Atelier in Bonn und war 1968 Gründungsmitglied der Künstlergruppe Semikolon und Mitglied der Künstlergruppe Bonn. Trotz mehrerer Anfragen lehnte er eine Retrospektive seiner Werke ab, sodass die große Ausstellung von 1980 hauptsächlich zeitgenössische Werke zeigte.

 

Nach seinem Tod 1982 wurden 1985 in Frankfurt und 1989 in Bonn Retrospektiven gezeigt. 1987 widmete Adam Seide seinen Roman “Rebecca” dem Andenken des Malers Alf Bayrle. Das Weltkulturenmuseum in Frankfurt zeigte 2012 Ausstellungen mit Werken von Alf Bayrle und mit Bezug auf ihn, und entschloss sich, einen Großteil davon in der Dauerausstellung zu zeigen.

 

Im Jahr 2012 zeigte das Weltkulturen Museum in Frankfurt erstmals Zeichnungen und Fotografien, die Bayrle auf der 12. Deutschen Inner-Afrikanischen Forschungs-Expedition von Leo Frobenius 1934/35 in Äthiopien erstellt hatte.

 

Bayrles Einflüsse stammen von seiner Zeit bei Hans Hofmann, seiner künstlerischen Tätigkeit in Paris und seinen Afrikareisen. Während seiner Pariser Zeit malte er häufig Stillleben, und einige Experten sehen “einen ausgesprochenen Cezannismus” in seinem Werk.

 

Für den Reichskolonialbund entwarf er Plakate und Postkarten, darunter das bekannte Plakat “Der Reichskolonialbund ruft auch Dich!” von 1938, das in der Dauerausstellung des Victoria and Albert Museum in London und der Sammlung der University of California, Berkeley, zu finden ist.

 

Leider wurde ein großer Teil seines Frühwerks bei Bombardements zerstört. Doch viele seiner Werke aus den 1920er und 1930er Jahren wurden verkauft und sind heute in verschiedenen Sammlungen zu finden. Ein bedeutendes Werk von ihm, “Stilleben mit Ananas,” wurde 1967 in der Kasimir Hagen-Sammlung entdeckt. Seine Afrika-Thematik beeinflusste auch sein späteres Werk.

Medium

Kohlezeichnung auf Papier

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