Stanislaus Stückgold, auch bekannt als Stanisław oder Stanislas, wurde am 18. Mai 1868 in Warschau, im damaligen Russischen Kaiserreich, geboren. Er entstammte einer jüdischen Kaufmannsfamilie. Seine Ausbildung begann am Warschauer Polytechnikum, bevor er Chemie und Philosophie in Zürich und Paris studierte. Nach seinem Wehrdienst in der russischen Armee arbeitete er in verschiedenen Positionen, darunter als Assistent in chemischen Laboratorien in Berlin und Düsseldorf sowie als Betriebsleiter einer Chemiefabrik in Warschau. Nebenbei war er auch in der Textilindustrie, im Kesselfeuerungswesen und im Eisenbahn- und Dampfschiffgeschäft tätig.
In den Jahren 1905/06 unterstützte Stückgold die Revolution in Polen auf sozialistischer, nationalpolnischer und jüdischer Seite und wurde dafür mehrfach verhaftet und inhaftiert. Nach der Niederschlagung der Revolution entschied er sich, seine Ingenieurstätigkeit aufzugeben und begann ein Kunststudium in Warschau. Um einer drohenden Verschleppung nach Sibirien zu entgehen, floh er 1907 nach München und wurde Schüler des ungarischen Malers Simon Hollósy. Dort lernte er auch seine spätere Frau Elisabeth Veress kennen.
Im Oktober 1908 zog Stückgold nach Paris, wo er Schüler von Henri Matisse wurde. Er stellte regelmäßig im Salon des Indépendants aus und lernte Künstler wie Henri Rousseau kennen. 1913 siedelte er mit seiner Frau nach München über und wurde Anhänger der Anthroposophie. Unter dem Einfluss von Marianne Werefkin und Hans Goltz stellte er seine Werke aus und eröffnete eine Malschule in München, die er bis 1921 leitete.
Nach der Trennung von seiner Frau im Jahr 1920 kehrte Stückgold nach Paris zurück, wo er bis 1926 erneut eine Malschule leitete. Sein malerisches Werk umfasst Landschaften, Stillleben und Porträts, darunter auch bekannte Persönlichkeiten wie Albert Einstein und Else Lasker-Schüler. Nach seinem Tod im Jahr 1933 wurde ihm posthum eine Retrospektive in der Galerie Bernheim-Jeune gewidmet.
Stanislaus Stückgold hinterließ ein künstlerisches Erbe von leuchtenden Farben und expressiver Darstellung, das seine Vielseitigkeit und sein Talent als Maler widerspiegelt.
